Wissen, wie der Wind weht: Wandertag zum Windpark

Wissen, wie der Wind weht: Wandertag zum Windpark


Vom Schulhof der Realschule Schloss Wittgenstein aus sehen die 8 Anlagen der Wittgenstein New Energy GmbH eher elegant aus: Schlanke Türme, oben ´drauf die Kraftwerke - containergroß, daran die Naben mit den je drei langen Flügeln. Man hat sich daran gewöhnt. Und wird sich vielleicht auch an all ´die anderen Windräder rund um Bad Laasphe gewöhnen: an das Dutzend Anlagen auf der hessischen Seite bei Biedenkopf/Breidenstein, die 4 Windräder in der Nähe des Silbersees, die 7 geplanten Anlagen im Wald bei Fischelbach -wenn die je fertig werden- und an die Windräder, die noch gebaut werden,  wenn die Stadt Bad Laasphe nach Jahren endlich die geplanten Konzentrationsflächen ausgewiesen hat.


Keine Frage: die Windkraft ist im Kommen - und die Stadt Bad Laasphe hat bereits Projekte abgelehnt, weil die einen kleinen Ortsteil "umzingeln" würden. Windkraft ist umstritten. Gut für die Umwelt, sagen manche Bürger.  Nur gut für ´s Geld der Investoren, meinen andere. Und Dritte weisen vor allem auf Belästigungen.  Solche Meinungen gibt es auch zum Windpark der WNE.

Beim Näherkommen auf dem anstrengenden Weg zu Fuß hoch zum Wartholzkopf ändert sich die Perspektive: Windräder sind nicht zierlich. Sie sind gigantisch. Mit den Flügeln bis 200 m hoch. So hoch wie der Kölner Dom mit der Bad Laaspher Stadtkirche noch obendrauf. Und wenn man ´drunter steht, spürt man die Kraft, die in ihnen fießt.

Die Stahltürme vibrieren. Sie biegen sich bei Wind: bis zu 4 m an der Spitze, hat Projektleiter Cliff Repppel den Technik-Schülern erklärt. Ähnlich wie bei einem Flugzeugflügel, nur nicht so schnell. Gefährlich sei das nicht: die Türme sind aus Stahl und halten das aus. Aber innen sei alles mit Magneten befestigt, um die Elastizität der Riesentürme nicht zu gefährden, hat Technik-Lehrerin Kerstin Kuhli gehört.
 
Theodora Prinzessin zu Sayn Wittgenstein-Berleburg von der WNE-Geschäftsleitung und Cliff Reppel haben den jungen "Technikern" eine Menge erklärt:
Dass ein Windrad zwischen 3,5 und 5 Mio Euro koste. Aber das sich die Ausgaben nach 10 Jahren schon amortisierten.
Dass sie beinahe wie denkende Wesen seien: automatisch gesteuert, ausgerichtet auf den Wind, an seine Richtung und Stärke und unabhängig bis zur Selbstabschaltung.
Dass sie selbstverständlich Geräusche verursachen würden. Aber nur bis zu bestimmten Grenzwerten. Dann werden sie heruntergefahren. Und dass ältere Menschen solchen Schall eher störend empfinden würden als jüngere.

Aber die Jugendlichen hatten auch Fragen:
Was passiert, wenn der Blitz einschlägt? Wenig, so Cliff Reppel: es gebe Blitzableiter, der Betrieb sei sicher. Allerdings seien die Flügel empfindlich.
Was passiert, wenn ´s brennt? Dann wird nicht mit Wasser geöscht, weil die Feuerwehr keine so hohen Leitern hat. Dann strömt Gas in Innere der Anlage und erstickt die Flammen.
Wie kann man sich gegen Eiswurf im Winter schützen? Brocken könnten bei vollem Schwung bis 400m weit fliegen. Durch Abschaltung, sobald die Anlage "merkt", dass sich Eis an die Flügel setzt, hieß es.
Und wie weit man denn so ein Windrad sehen könmne? Theoretisch jedenfalls  noch vom Frankfurter Flughafen aus: 5-600 m hoch ist der Berg, 200m hoch das Windrad, um 700-750 m Höhe herum leuchtet es rot.

Die Schülerinnen und Schüler waren beeindruckt. Soviel Technik direkt vor der Haustür hatten sie nicht erwartet. Und sie haben gelernt, dass auch bei der Öko-Windkraft der Strom nicht einfach so aus der Steckdose kommt. Dass man für Energie einen Preis zahlen muss. Nicht nur in Euro und Cent.

Theodora zu Sayn Wittgenstein Berleburg und Cliff Reppel ist das recht. Es gehe um Offenheit und ums Verständis für die Windkraft. Sie haben den jungen Besuchern sogar Praktikumsplätze angeboten. Für ´s Berufspraktikum im nächsten Schuljahr. Und sie haben ein Geschenk gemacht: jeder hat am Ende ein Buch bekommen: "Basteln mit Windkraft". Alle Ingenieure haben mal klein angefangen.